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Trauma nach der Flucht vor dem IS

„Von einem Moment auf den anderen ist mir klargeworden, dass ich meine Familie in Sicherheit bringen muss. Die Flucht war unsere einzige Chance.“ Vater Said, seine Frau und die fünf Kinder stammen ursprünglich aus dem Sindschar-Gebirge westlich von Mossul. Erst versuchte Said, gegen den IS zu kämpfen und so das Überleben seiner Familie zu sichern. Doch irgendwann war ihm klar, dass er damit auf einem verlorenen Posten steht und dass die Flucht in Richtung Kurdistan die einzige Möglichkeit für seine Familie ist, zu überleben. 

Tochter geht bei der Flucht verloren

Said und seine Frau, die damals schwanger war, griffen sich die Kinder und rannten los. Die Familie floh um ihr Leben. Sie mussten alles zurücklassen. Gerade einmal ein bisschen Wasser für die Flucht konnten sie mitnehmen, denn der IS näherte sich immer schneller ihrer Heimat. Schnell brach Chaos und Panik aus, denn die meisten Menschen aus der Gegend versuchten, sich noch schnellstmöglich in Sicherheit zu bringen. Im Getümmel der Flucht, in Angst und mit dem IS im Nacken ging eines der Kinder verloren. Die kleine Salam konnte dem Tempo nicht folgen und blieb zurück. Said und seine Frau suchten tagelang nach ihr, aber keine Spur ließ sich auftun. Auch in verschiedenen Flüchtlingslagern waren sie schon, überall haben sie nach Salam gefragt. Doch wo das Mädchen jetzt ist und ob es überhaupt noch lebt, das weiß Said bis heute nicht. „Wir haben uns damit abgefunden, dass sie wahrscheinlich tot sein wird.“ Said wirkt zwar oberflächlich stark, als er das erzählt. Doch man sieht ihm an, dass die Trauer tief sitzt und Schuldgefühle ihn umtreiben.  

Psychologische Betreuung nach der Flucht

Die anderen Kinder im Zelt der Familie im Flüchtlingscamp werden ganz ruhig, als Vater Said von Salam und der Flucht erzählt. Ein wenig Normalität ist zwar in ihr Leben zurückgekehrt: Said hat einen Job als Wächter im Camp, die Kinder können in die Schule gehen. Doch die Stille im Zelt, wenn über das Verschwinden der kleinen Salam berichtet wird, macht klar: Verarbeitet hat dieses schreckliche Ereignis noch niemand. Alle in der Familie bemühen sich zu funktionieren, ihr Leben weiter zu leben, um nicht an die schreckliche Flucht denken zu müssen, um nicht an Salam denken zu müssen. Doch der Schock und die Trauer sitzen tief. Endlich durchbricht der kleine Sohn Salman die Stille: „Hier ist alles traurig. Die Vorstellung, meine Familie irgendwann endlich wieder glücklich zu sehen, wäre das größte Geschenk für mich.“

Damit Salmans Wunsch in Erfüllung geht, kümmern wir uns in zwei Flüchtlingscamps im Irak um die gesundheitliche Versorgung von Menschen wie Said und seiner Familie und tragen Sorge dafür, dass sie bei Bedarf psychologisch betreut werden können. Nur durch psychologische Unterstützung können sie Ihre Traumata überwinden und den Weg zurück ins Leben finden. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, den Menschen auf der Flucht im Irak beiseite zu stehen. 


Bilder aus dem Flüchtlingslager im Irak

                                                                                                 Fotos: Carmen Wolf/Malteser International

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